2.11.05

Dienstags in der S-Bahn

Dienstag morgen, ich steige in die S-Bahn ein und suche mir einen Platz in einer Vierer-Box. In der Regel sind diese mindestens mit einer Person besetzt, also setze ich mich gegen die Fahrtrichtung ans Fenster. Mein Gegenüber schaut mich entnervt an und zieht nur widerwillig seine Beine ein - kurzer Agressionschub meinerseits, ich hätte ihm am liebsten eine mitgegeben. Nachdem ich den ersten kurzen Stress verdaut habe, schaue ich mir die treibende Landschaft an, nach der Umstellung von Sommer- auf Winterzeit eine willkommene Abwechselung, denn abends ist es auf der Heimfahrt schon dunkel. Auf einmal höre ich ein paar Boxen weiter eine Unterhaltung, die Stimme kommt mir dabei bekannt vor. Also schaue ich mich um und entdecke den "perfekten Schwiegersohn". Er ist um die 40, Seitenscheitel, Informatiker und Projektleiter bei einer Bank. Ich hatte das Vergnügen vor zwei Wochen. Er saß damals in der Box gegenüber und schwallte permanent die komplette Zugfahrt; genau gesagt 38 Minuten, so lange ist meine Fahrtzeit. Dieses Mal sitzt er wenigstens nicht direkt in meiner Nähe und somit bekomme ich nur Bruchstücke mit. Es scheint sich wieder um die gleichen Themen zu handeln: wie schlecht doch die Kommunikation in seinem Projekt ist, dass er eigentlich nicht haben wollte, weil es ihm abgenommen wurde und nachdem sein Nachfolger in ein anderes Projekt gegangen ist, sind sie wieder auf ihn zurück gekommen...blablabla. Ein zweiter kurzer Agressionsschub fliegt an - mir wird bewusst, dass ich mehr Schlaf benötige, um solche Situationen zu vermeiden.

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